Nach einer geführten Tour vor einer Woche auf Pulau Redang, stand nun der nächste Schritt vor der Türe.
Eine Tour bei der nur der Flug vorgebucht wurde und das Ziel feststand. Die Erklimmung des Kraters Ijen. Er wird als eine der weniger touristischen Ziele im Gebiet Java, Indonesien gehandhabt. Der Ijen ist ein (innaktiver?) Vulkan der durch den Schwefelabbau und seinen «Blauen Flammen» bekannt ist.
Die ca. 50 kg schweren Einwohner schleppten auf ihren Schultern 75-90kg schwere Körbe, beladen mit Schwefel. Dies ein-, zwei- oder sogar dreimal täglich. Zuerst wird der kondensierte Schwefel zu groben Brocken geschlagen und daraufhin einen steinigen und schmalen Weg hinaufgeschleppt, welcher 300 Höhenmeter ansteigt, bis der Kraterrand erreicht ist. Daraufhin werden die Schwefelbrocken in Stücke geschlagen und in Säcke gefüllt, um diese ins 800 Meter tiefergelegene Basiscamp herunter zuliefern. Für ein Kilogramm Schwefel bekommen die Arbeiter um die 1000 IDR (ca 1 SGD , 0.70 CHF)

Ob die Arbeiter heute auch noch mehrere Male den Weg absolvieren, wie sie es uns angeben, können wir nicht beurteilen. Jedoch ist es so, dass die Zahl der Touristen die der Arbeiter erheblich übersteigt. Auch der Eintritt in den Krater kostet mindestens 100'000 IDR pro Person. Zusätzlich können Schwefelstatuen als Souvenir von den Arbeitern gekauft werden. Daher hat der Tourismus bereits einen stärkeren Einfluss auf dieses Gebiet als wir zu Beginn erwartet hatten. Die Arbeiter verdienen ihr Geld natürlich viel einfacher mit den "reichen" Touristen als mit dem harten Schwefelabbau und versuchen daher jede Möglichkeit von den Touristen etwas Geld zu bekommen und unterbrechen daher immer wieder ihre tatsächliche Arbeit. Jedoch erhoffen wir uns dadurch auch, das die Mineure durch den Tourismus bessere Arbeitsbedingung bekommen und die tiefe Lebenserwartung dieser Arbeiter verbessert wird.
Später dazu noch mehr, zuerst mal zurück zum Beginn unserer Reise.
Diese startete mit einem Flug von Singapur nach Surabaya. Dort angekommen wurde als erstes wiedermal 4 Millionen IDR vom nächsten ATM abgehoben (ca. 450 SGD). Unser Plan war es, die 260 km nach Ijen, mit einem privaten Fahrer zu bewältigen. Bereits von zu Hause haben wir diverse Unternehmen nach Fahrern angefragt und einen ungefähren Kostenrahmen von 150 SGD für die ganze Reise (36h) erhalten. Ausserdem war zwischendurch einen Stopp bei den heissen Quellen in Blawan eingeplant um dort noch etwas zu entspannen, bevor die ganze Nacht durchgewandert wird. Als der Preis von 4'000'000 IDR nicht verhandelbar und viel zu teuer erschien, nahmen wir die nächste Alternative. Eine Fahrt vom Flughafen an den Busterminal. Einmal 100'000 IDR bezahlt (was sich später in einem regulärem Taxi als viel zu teuer herausstellte). Nach einer 15-minütigen Fahrt sind wir dort angekommen und es stellte sich die Frage: Welchen Bus sollte man nehmen? Das Problem war, dass wir kein Indonesisch können und nur wenige halbwegs englisch sprechen konnten. Hilfreich dabei ist: Ein mehrmaliges Aussprechen des Ortsnahmen Bondowoso, unser Ziel wovon wir den nächsten privaten Fahrer mieten wollten. Als die Busfahrer unser Ziel erkannten ging es los. Wir wurden in einen Bus mit «Ekonomi» gebracht. Die Ausstattung war absolut Basic und der einzige Luxus war ein Ventilator, welcher bei zu geringem Fahrtwind die etwa 33 Grad warme Luft oberhalb des Buschauffeurs durch den Bus geblasen hat.
Eingestiegen und mit guter Laune im Bus warteten wir bis sich die Sitzplätze gefüllt hatten. Ein Fahrplan existiert nicht, denn wer kann es sich schon leisten, einen halb oder komplett leeren Bus umherzufahren und nichts zu verdienen? ;) Es wird also gestartet sobald der Bus gefüllt ist...

In einer Reihe sind 5 Plätze und sitzt man auf einem Sitz als normalgrosser europäischer Mann normal da, stösst man mit seinen Knien bereits etwas unbequem an die Rücklehnen der nächsten Reihe. Einkassiert wird während der Fahrt. Eine einfache Fahrt nach Bondowoso kostet so 50'000 IDR pro Person. In Gesprächen mit den Einheimischen in Teil gebrochenen Englisch stellten sich die Preise als die Preise heraus, welche auch sie bezahlten.
Wer das Gefühl bekommt, dass eine acht stündige Fahrt in einem unbequemen, warmen Bus langweilig wird, der irrt sich.
Unsere Highlights während der Fahrt:
-Interesante Konversationen teils mit der Hilfe von Google Translate

Sogar ein Selfie lag mitdrin
-Das ein- und austeigen von Verkäufern sowie mal mehr oder weniger talentierten Musikern mit Gitarren, Bettlern und Sängern.
Dazuhin kam das der Bussfahrer mehrere Überholmanöver durchführte, welche als spannend, gefährlich oder einfach halsbrecherisch angesehen werden können.
Dazuhin kam das der Bussfahrer mehrere Überholmanöver durchführte, welche als spannend, gefährlich oder einfach halsbrecherisch angesehen werden können.
Unser Busfahrer auf der Autobahn. Nein es herrscht kein Rechtsverkehr! Unser Busfahrer überholt auf dem Pannenstreifen...
Plötzlich durch ein komisches Geräusch aus dem Halbschlaf gerissen, bemerkten wir das alle Buspassagiere auf der anderen Seite des Ganges aufstanden und geschockt neben/hinter den noch fahrenden Buses blickten. Es geschah das schon fast vorhersehbare. Ein Roller wurde von unserem Bus gestreift und ist daraufhin gestützt. Als der Bus stets weiterrollte und wieder zu beschleunigen begann, fragten wir beim Sitznachbarn was denn los sei. Die Antwort in gebrochenem Englisch: "Ein Unfall… Dies kann es geben ... Buse halten nie an, die fahren immer durch." Dies wird nicht der einzige Unfall bleiben den wir miterleben werden.
Wir sind jedoch nicht 8 Stunden durchgefahren. Einmal umsteigen in Probolinggo gehörte ebenfalls dazu. Das Umsteigen gestaltete sich einfach, da die Busfahrer einen gut erkannten und wir die einzigen Europäer im Bus waren, haben sie uns fürsorglich zum Anschlussbus verwiesen.
In manchen Reiseblogs wird gewarnt, dass ausserhalb der Busse keine Tickets gelöst werden sollten, da dies sonst nur eine reine Spendenaktion für Trittbrettfahrer ist. Dies kann in einem Bus auch passieren, wie wir feststellen durften. Nie jemanden was bezahlen ohne dass man eine Quittung bekommt oder andere Passagiere vor einem dasselbe bezahlt haben!
Unsere Spende an die raffinierten Unbekannten: 10'000 IDR (70 Rappen) pro Person.
Unsere Spende an die raffinierten Unbekannten: 10'000 IDR (70 Rappen) pro Person.
Abends um 6 Uhr, als es bereits eingedunkelt war, sind wir in Bondowoso eingetroffen. Der nächste Schritt war die Organisation eines Fahrers. Nur ein Auto zu mieten ist in Bondowoso nicht möglich. Erste Angebote konnten bereits direkt an der Busstation eingeholt werden. Bevor jedoch was definitiv wurde, wollten wir mal unseren Hunger stillen und uns in der fremden Stadt umsehen. Nach 8 h wurde nun endlich wieder etwas Anständiges gegessen. Im gleichem Zug wurde auch die Rückfahrt geplant. Wir haben uns für eine entspanntere Rückfahrt mit dem Zug entschieden und auch gleich ein Ticket über das Restaurant WiFi gebucht. Dadurch wurde auch klar welche Destinationen unser Fahrer anfahren wird. Mit diesen Daten konnte der Fahrer einfach gebucht werden.


Um zu dem Basislager vom Krater Ijen zu gelangen, sind von Bondowoso noch über 1000 Höhenmetern in einer etwa 70 km langen Fahrt zu überwinden. Dies über eine relativ neue und gut befahrbare Strasse. Die Fahrt hinauf dauert in etwa 2h. Diese sind wir nach einer kurzen 2h Dusch/Schlaf Pause in einer Unterkunft um 10:30 abends in Bondowoso angetreten.


Im Basiscamp sind wir kurz nach Mitternacht eingetroffen. Unserer Fahrer hat uns daraufhin Gasmasken besorgt, welche sehr empfehlenswert sind um sich von den starken Schwefeldämpfen in Kraternähe zu schützen. In dieser Zeit haben wir uns mit den Shops im Basiscamp beschäftigt und uns etwas zu essen besorgt.

Nach einer kleinen Pause und dem Bezahlen des Eintrittes (Preise 100k Samstagmorgen 150k Sonntagmorgen) und der Miete für die Gasmasken (50k), ist der Marsch auf den Krater um ein Uhr morgens losgegangen. Als eine der Ersten haben wir den Rand des Kraters erreicht. Auf den 2800.MüM herrschten in der Nacht "winterliche" Temperaturen um die 10 Grad und weniger. Begleitet wurden wir von einzelnen Mineuren welche einen schnellen Aufstieg mit Begleitung bevorzugten. Als die Gasmasken montiert wurden, stiegen wir in den Krater hinunter. In der Ferne wurde bereits etwas Blaues erkennbar. Als wir den schmalen Pfad weiter hinunterstiegen und so näherkamen, wurden die berühmten Blue Flames von Ijen erkennbar.


Die toxischen Schwefeldämpfe verbrennen mit einer blauen Flamme, welche in der Nacht ein beeindruckendes Naturschauspiel bieten. Die ersten Bilder werden geschossen und darauf wird in mitten des Gases ein gelbes Licht erkennbar. Ein Mineur mit seiner Taschenlampe, der bereits einzelne Teile des kondensierten Schwefels am herausbrechen ist. Zu unserem Glück war uns die Thermik gut gesonnt, so dass die Schwefelgase immer von uns weggetrieben wurden. Dies änderte sich jedoch als wir uns auf dem Weg aus dem Krater befanden und wir waren froh eine Gasmaske dabei zu haben. Beim Aufstieg begegneten uns mehreren Gruppen, welche durch einen Guide geführt wurden und es entstand ein beeindruckendes Lichtermeer dem Pfad in den Krater entlang.


Wir kennen meistens Touristen, welche sich mit hochhackigen Schuhen auf den Pilatus oder ähnliches wagen. Wer sich denkt es ginge nicht mehr extremer hat sich getäuscht. Wer besucht einen Schwefelkrater dazugehörig eine steile Wanderung, sehr steinigem Abstieg in einen Krater sowie eine lebensfeindliche Umgebung mit Flipflops?

Nachdem der Krater besichtigt wurde, stiegen wir weiter auf um zu dem Sunrise-Spot zu gelangen. Dieser bescherte uns am Morgen einen wunderschönen Überblick über Banyuwangi während die Sonne langsam die Landschaft erkenntlich machte. Der gesamte Sonnenaufgang wurde allerdings etwas durch den nahegelegenen Berg verdeckt.

Etwas nach dem die Sonne hinter den Wolken aufgegangen ist, war der Abstieg zum Basecamp angesagt. Mittlerweile hat sich der Wind schon so stark geändert, dass sich der Krater mit den Schwefeldämpfen gefüllt hatte und teils wie bei einem Kochtopf über die Kante überschwappte. Teilweise haben sich die Dämpfe so über den Aufstiegspfad verteilt, dass sich ein köstlicher Eiergeschmack während des Abstieges ergab.
Als das Tageslicht den Weg nun erkenntlich machte, wurden wir überrascht. Der Anstieg war viel steiler als gedacht und die vielen Mineuren schleppten mit ihren Wägen Getränke, Esswaren und teilweise sogar unfähige Touristen zum Kraterrand.



Wieder im Basiscamp angekommen und übermüdet auf der Suche nach unserm Fahrer, fanden wir diesen übernachtend im Kofferraum. Nach einer kurzen Aufwachphase für den Fahrer, sind wir alle müde ins Auto gestiegen und auf dem Weg zum Bahnhof. Während uns der Fahrer zu dem Bahnhof Karangasem gefahren hat konnten wir den zweiten Zwischenfall auf den Strassen Indonesiens miterleben. Es führen zwei Roller vor unserem Auto hintereinander her, als die vordere Fahrerin blinkte und am Strassenrand anhielt. Der hintere Rollerfahrer war womöglich auch übermüdet und krachte ungebremst in den vorderen Roller. Unser Fahrer interessierte das ganze überhaupt nicht und fuhr unbeeindruckt weiter...
Schlussendlich sicher am Bahnhof angekommen, erwartete uns die nächste Überraschung im Zug. Eine normale Billettkontrolle umfasste einen Kontrolleur, gekleidet in einem edlen Kapitänsanzug, und zwei Personen der Militärleibgarde, welche eindrücklich bewaffnet waren. Die gesamte Fahrt dauerte in etwa 7 h zurück nach Surabaya. Dieses Mal aber mit einer Sitzgelegenheit die mehr als genügenden Beinfreiheit, bequemen Sitzen sowie mit einer grosszügig verstellbaren Rückenlehne ausgestattet war. Einziger Nachteil war die zu stark eingestellte Klimaanlage, aber das sind wir ja bereits von der MRT in Singapur gewohnt.
Kostenpunkt 200'000 IDR pro Person.
Kostenpunkt 200'000 IDR pro Person.

Nach der Ankunft wurde noch ein Taxi und ein Uber benutzt, um den Abend in einem guten Restaurant und später im Ibis budget Hotel am Surabaya Airport ausklingen zu lassen.